GESCHICHTEN DES EICHSTÄTTER WALDES 

Die Bezeichnungen "Der Wald von Eichstätt" oder die "Eichstätter Alp" o.ä. finden sich zu unterschiedlichen Zeiten in vielerlei geologischen, botanischen, geographischen oder auch kirchlichen Schriften. Namengebend für den Landstrich in der heutigen Mitte Bayerns ist sonach das geistige und insbesondere geistliche Zentrum, die mehr als tausendjährige Bischofsstadt Eichstätt, deren Bischöfe und Fürstbischöfe mehr als tausend Jahre Herrschaft und Eigentum am Land um Eichstätt hielten. Die kleine Jubiläumsschrift erzählt i.d.R. von den "Kernwäldern" im Eichstätter Land, die im Gesichtsfeld der liebenswerten Stadt Eichstätt und inmitten des Naturparks Altmühltal liegen. 
 

Vor 140 Millionen Jahren 

ein Blick in die Erdgeschichte: an den Rändern des Jurameeres, in deren flachen Lagunen die berühmten Plattenkalke entstehen, wachsen lebensbaumartige Nadelbäume von niedrigem oder strauchartigem Wuchs, so z.B. Palaeocyparis und Brachyphyllum. 

Die feinverästelten ocker oder schwarzfarbenen "Pflanzen-Ornamente", die die Schichtflächen der Plattenkalke schmücken und die von Laien für Moose oder Farne gehalten werden und deswegen auch den Namen Dendriten (griechisch = kleines Bäumchen) erhalten haben, sind keine Zeugen ehemaliger Wälder, sondern eisen oder manganhaltige Verwitterungslösungen, die sich zwischen den plattigen Schichten ausbreiteten.

9000 vor Christus

wandern der Reihe nach mit zunehmender Erwärmung die Baumarten Birke, Kiefer und Hasel ins Eichstätter Land; Arten, die auch heute noch zum Landschaftsbild gehören.

Um 5000 vor Christus

erreicht die nacheiszeitliche Erwärmung ihren Höhepunkt. Eichenmischwälder mit Linde, Ulme, Esche und anderen Laubbaumarten überziehen die Eichstätter Alb.

Um 2000 vor Christus

wird es kühler; die Buche beginnt den Eichstätter Wald zu prägen; von Natur aus wäre sie bis auf den heutigen Tag der dominierende Waldbaum.

2000 vor Christus bis ins 14.  Jahrhundert nach Chr.

Drei große Rodungsperioden öffnen die weithin geschlossene, urwaldartige Waldlandschaft und geben der Eichstätter Alb ihr bleibendes Gesicht: Waldfreie Talauen, lichte Hangwälder, und auf den Hochflächen breitgelagerte Waldmassen im Wechsel mit offener Flur.

Nicht von ungefähr gibt der alte bayerische 'Volksstamm der Kelten diesem Landstrich den Namen "Jura", was soviel wie "Waldgebirge" heißt. Mit 57 % Waldanteil verdient der engere Landschaftsraum um die Bischofsstadt Eichstätt noch heute diesen Namen. Den Römern sind diese unendlichen Wälder, in denen Dunkelheit, Nebel und Schnee hängen, eher unheimlich. Dennoch durchschneiden sie die Wildnis mit kühnen Straßen, deren exzellente Bauweise wir noch heute bewundern, so z.B. die Römerstraße von Nassenfels nach Dollnstein, die die tiefen Wälder im Wittmes durchquert. Die nachrückenden Germanenstämme, die den nahen Limes und das Kastell Pfünz überrennen, halten die Eichen in hohem Ansehen, danach die Linden,die Eschen, die Erlen, ferner den Hollunder, den Wacholder und die Hasel.

740/741 

Im Frühjahr 740 tritt Willibald, Sohn einer begüterten Familie aus dem südangelsächsischen Königreich Wessex, die Reise nach Bayern an. In seiner Biographie steht hierüber u.a.: "...jenes Gebiet Eichstätt übergab Suidger dem heiligen Bonifatius zu seinem Seelenheil. Und der heilige Bonifatius übergab unserem Bischof Willibald das Gebiet, das noch ganz wüst war, .....".

Mit St. Willibald, dem ersten Bischof Eichstätt´s, beginnt die Kultivierung und die Besitzname des Eichstätter Landes durch die Kirche, deren geistliche und weltliche Haltung das Gesicht des Waldes im Eichstätter Land über ein Jahrtausend gestalten und prägen wird. 

908 

Der Forst- und Jagdbann innerhalb des Gebietes von Eichstätt wird Bischof Erchambold von König Ludwig dem Kind verliehen. König Ludwig verleiht im gleichen Jahr Eichstätt die Stadtrechte. Im Stadtwappen führt Eichstätt den Eichbaum; dieser Baum wird u.a. als Hinweis auf große Eichenwälder in damaliger Zeit gedeutet. 

11.-16. Jhd.

Die späte Zeit des Mittelalters formt aus dem ursprünglich schier endlosen, geschlossenen Waldmeer der Eichstätter Alb, das die Menschen des Altertums als öd, unwirtlich, wüst, unheimlich, heilig, drohend, abweisend u.ä.m. empfinden, das Bild einer offenen, freundlichen Laubwald-Parklandschaft, in der sich in buntem Wechsel von vielfältigen Formen und Farben großkronige Eichen und Buchenbäume mischen mit kurzschaftigen, stammzahlreichen Hainbuchen und Buchen-Stockausschlaggestänge, mit Partien weißer Birkenstämme und lockerer Salweiden und Aspenbäume, mit Heckenbändern, mit Gebüschgruppen und mit baumlosen Freiflächen. Glauben wir den Chronisten, so findet sich in den Eichstätter Wäldern zu Ausgang jener Zeit -wie andernorts auch schon das strenge Grün der Tannen und der Fichten und die etwas lichteren Farben der Kiefern. 

Dieses Gesicht der Wälder ist geformt von den mannigfaltigen Bedürfnissen der damaligen Menschen, der Mächtigen und der Dienenden: Die fürstbischöfliche Hofhaltung pflegt die Jagd, insbesondere die Hege eines guten "Edelwild" - Bestandes (Rotwild, Damwild, Schwarzwild). Der Wald ist Wohn- und Eßplatz für diese Großpflanzenfresser. Am Wald schadlos halten sich die Untertanen; sie nutzen großflächig die Waldstreu, weiden Pferde, Rinder und Schafe in und durch die Wälder, sie holen die Waldmast der Eichen und Buchen für die Schweine und sie überziehen nicht selten die Holzrechte. Holz ist der Energieträger der gesamten fürstlichen Hofhaltung und Verwaltung, Holz brauchen die Eisenhämmer und Hüttenwerke in Obereichstätt, Hagenacker und Altendorf, Holz brauchen die Sudhäuser, Besoldungsholz erhalten die fürstbischöflichen Bediensteten anstelle eines Geldgehaltes, Holz ist der gängige Bau- und Werkstoff schlechthin. Diese maßlose Wald-Gesamtnutzung in den Wäldern um Eichstätt führten zur ersten 
 

"Aichstaedtischen Forst und Holz-Ordnung"

"Aufgericht, den 23. Monatstag May 1592" durch Fürstbischof Caspar von Seckendorf, der einen Entwurf forstlicher und jagdlicher Wirtschaftsregeln, die schon sein Vorgänger Fürstbischof Martin von Schaumburg ausarbeiten ließ, in die Tat unsetzt. 

Ein Vorspann führt in den Waldzustand mit drastischen Worten ein: "...in unseren des Stiftes und auch der Prälaten, Bürger, Gemeinden und Untertanen selbst eignen Hölzern so fahrlässig und übel gehauset, daraus dann zu besorgen ist, daß an Gehülz großer Mangel und Abgang erfolgen werde." 

Die Holz und Forstordnung beschäftigt sich in 65 Artikeln ausführlich mit der Waldnutzung der damaligen Zeit. Und sie legt mit der Einsetzung eines Oberforstmeisters und eines Unterforstmeisters den Grundstein einer heute 

400-jährigen Forstverwaltung

im Eichstätter Land. Ihre Anordnungen gelten für alle Wälder, also auch für die Gemeinde-, Stiftungs- und Privatwälder. Sie befaßt sich mit Weisungen zum Holzeinschlag, der Holzverwertung, der Waldberechtigungen, der Forststrafen, des Jagdschutzes und des Waldbaues; so z.B. auch insbesondere mit der Nadelbaumaussaat, die in damaliger Zeit eine wohlbekannte Kulturmaßnahme war.

Interessant ist weiter, daß von Holzhauern gesprochen wird. Im Eichstätter Raum hat sonach dieser Beruf ähnlich lange Tradition wie der Holzknecht im Gebirg.

Erwähnt wird auch der Einschlag von Hopfenstangen; ein Beweis für die Tradition des Jurahopfen-Anbaus. Das regellose und rücksichtslose ausplentern (=ausplündern) der schönsten Stangen für die Verwendung als Hopfenstangen muß sogar verboten werden. 

Auch das Waldkleid, also die Baumarten, beschreibt diese erste Eichstätter Forstordnung, so die Rotbuchen, die Eichen, die Hainbuchen, die Mandeln, die Tannen, und die Fichten.

Alte Grenzbeschreibungen aus der: damaligen Zeit vervollständigen die Vielfalt: sie nennen Ahorn, Birke, Aspe, Weide, Hasel, Elsbeere, Kastanie, Apfelbaum, Birnbaum, Linde, Eberesche u.ä... 

17. Jahrhundert

Während des 30-jährigen Krieges leidet das Fürstentum Eichstätt arg unter den Drangsalen und Wechselschlägen des Krieges. Zu klein, um sich gegen die anstürmenden Feinde zu wehren, ist es der Spielball von Freund und Feind. 

Aus jener Zeit stammt auch der Name Schimmelleite und das bekannte sog. Drei Reiter-Grab in den stillen Wäldern eine halbe Wegstunde von der Ortschaft Buchenhüll.

Drei schwedische Reiter, so die Sage, waren unterwegs um den Ort Buchenhüll zu plündern. Sie verirrten sich, und kamen in der öden Wildnis um. In stürmischen Nächten will man in der Nähe des Grabes die Schimmel der Reiter gesehen haben. 

Die Zerrissenheit der Zeit erzählt ein anderes schauriges Dokument vom 10.10.1620: Frau König, die Frau des szt. Forstmeisters, eine geborene Schiller aus Titting, wird als Hexe verurteilt, mit dem Schwert hingerichtet und verbrannt. 

Den materiellen Wiederaufbau des jahrzehntelangen Krieges hat zu einem Großteil der Wald um Eichstätt zu tragen. Ein geordnetes Vorgehen in den geschundenen Wäldern sollen im Jahre 1643 Markbeschreibungen der Walddistrikte und im Jahre 1653 verstärkte Waldschutz-Kontrollen sowie die im Jahre 1666 neu aufgelegte Bichstättische Forstund Holzordnung von 1592, die nun in 43 Artikel gestrafft ist, sichern.

Diese Holzund Forstordnung mußte jährlich, im Frühjahr oder im Herbst, vor den "gewöhnlichen Versammlungen des Volkes öffentlich von Artikel zu Artikel......" vorgelesen und verkündet werden, damit "Unwissenheit halber sich hierin niemand zu entschuldigen habe". 

18. Jahrhundert

Zu Beginn des 18. Jhd. hat sich eine klar strukturierte Forstverwaltung entwickelt. Die oberste Leitung des fürstbischöflichen Forst- und Jagdwesens liegt i.d. Händen eines Oberstforst- und Jägermeister in Eichstätt. Diesem nachgeordnet waren Ober- und Unterforstmeister. Den äußeren Forst- und Jagddienst besorgen die Förster. 

Das ganze 18. Jhd. hindurch werden zahlreiche Instruktionen der fürstbischöflichen Forstverwaltung erlassen, so zum Beispiel über Bodenbearbeitung, über Windmäntel an Waldrändern, über verstärkte Laubholznachzucht u.v.a. mehr. Glaubt man Prof. Ignatz Pickel, von dem nachher noch die Rede sein wird, so hat dies alles nichts gefruchtet. Er zeichnet vom Eichstätter Wald in einem Vorbericht zur Forstvermessung ein schlimmes Bild:

"... Haben wir nicht die traurigen Folgen einer so schlechten Wirtschaft vor Augen? Man glaubte Holz genug zu haben, man hieb tapfer drein, man suchte das Beste heraus, man sorgte nicht einmal für einen Nachwuchs, und wollte die liebe Natur in ihrem alten Rechte nicht stören, aus der getrösten Hoffnung, auch nach 70 und 80 Jahren an das Ende des großen Waldes nicht zu kommen; und nach 20 bis 30 war schon nichts mehr da, als alte Stöcke, leere Plätze und schlechtes Buschwerk". 
 


1783 

setzt Fürstbischof Johann Anton Freiherr von Zehmen deshalb eine Forstkommission ein, der auch der ebengenannte Professor der Mathematik, Ignatz Pickel angehört. Er schlägt u.a. vor, die Waldungen genau zu vermessen, forstliche Wirtschaftskarten auszulegen, Waldbeschreibungen anzufertigen, die Holzvorräte zu erheben und den jährlich nachhaltigen Holzeinschlag einzuschätzen. So entsteht bis 1784 eine forstliche Generalinstruktion, die zu Ausgang des 18. Jhd. für die Behandlung der Wälder im Eichstätter Land wegweisend in die Zukunft schaut.

Waldbauliche Details werden nicht ausgelassen: dem naturnäheren Laubholz soll mehr Augenmerk geschenkt werden, die behutsame Waldrandgestaltung wird schon angesprochen und Pflanzschulen wie auch Eichenkämpe sollen angelegt werden. Der heute mit knapp 200 Jahren älteste Waldbestand im Forstamt Eichstätt, ein Alteichen-Talwald i.d. Abteilung Eichelgarten im Engen-Tal zwischen den Ort=schaften Wasserzell und Ochsenfeld, könnte auf die genannte Generalinstruktion hin angelegt worden sein. 

Das Lehrbuch der Forstvermessung, das Prof. Ignatz Pickel für seine Feldmesser heraus gibt und das 1785 erscheint, hat übrigens den schönen Titel "Ignatz Pickels, der Weltweisheit und Gottesgelehrtheit Doktors, öffentlichen Lehrers der Mathematik auf dem akademischen Lyceum zu Eichstätt, praktischer Unterricht, wie man sich bey der Ausmessung, Aufzeichnung, und Berechnung großer Wälder zu verhalten habe":

Als ein Beytrag zur Forstwissenschaft aus eigenen Erfahrungen. Samt der Beschreibung eines neuen und vollständigen :Dendrometers oder Baummessers. Augsburg, Rieger 1785.

Anklagend stellen die Chronisten des 15., 16. und 17. Jhd. den ungenügenden Bildungsstand des äußeren Forstpersonals, deren notorische Gewissenlosigkeit, Unfleiß u.a.m. bloß.

1786 gründet Fürstbischof Johann Anton Freiherr von Zehmen in Eichstätt eine eigene Forstschule. Dort geben Mitglieder der Forstkommission von 1783, wie zum Beispiel Prof. Pickel, Unterricht in Geometrie, Mineralogie und Botanik. Weitere Unterrichtsfächer sind Geologie, Waldbau, Holzwertrechnung u.a.. 

1785 stürzt beim Ziegelstadel im Wittmeß, einer abseits in den Wäldern zwischen den Ortschaften Wasserzell und Konstein gelegenen Ziegelei, ein Meteorit vom Himmel. Den Fall, das Auffinden und die Bergung dieses Meteorstcins hat Ignatz Pickel i.d. Annalen der Berg- und Hüttenkunde Salzburg/Bd.3/1805 in einem anschaulichen Bericht beschrieben.

19. Jahrhundert 1. Hälfte

Die Richtungsweisende forstliche Generalinstruktion für die Eichstätter Wälder verliert in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Gewicht und Durchschlagskraft.

Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Mit dem ersten Reichsdeputationshauptschluß 1802 endet die Herrschaft des Krummstab´s über die Eichstätter Wälder. Die Forsthoheit über die Gemeinde- und die Privatwälder geht an die Krone Bayerns über; ebenso an den ehedem fürstbischöflichen Wäldern, dıe nun Eigentum des Kurfürstentums Bayerns sind. Wenige Monate später, mit dem zweiten Reichsdeputationshauptschluß im Jahre 1803 geht Eichstätt samt den Besitzungen des ehemaligen mittleren Hochstiftes, dazu Forsthoheit und staatliches Waldeigentum, an den Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toskanaund Kurfürst von Salzburg über.

Am 26.12.1805, dem Preßburger Frieden, fallen das staatl. Waldeigentum und die Forsthoheit im ehemals mittleren Hochstift wieder an die Krone Bayerns zurück.

Die Ende des 18. Jhd. begonnene Forstvermessung wird nun neu aufgenommen; und zwar wird sie von Oberforstmeister Reber, der später durch die Herausgabe seiner Grundsätze „der Waldtaxation, Wirtschaftseinrichtung und Waldwertsberechnung vom Jahre 1827“ bekannt wird, im Forstamt Eichstätt und der dazugehörigen Wartei Prielhof fortgesetzt. Die inzwischen königlich bayerische General-Forstadministration beginnt zudem Anfang des 19. Jhd. Ordnung in die öfter auf höchst unsicheren Füßen stehenden’Forstrechtsansprüche zu bringen.

Ein Beispiel hierfür ist eine wichtige Purifikation vom 5. April 1811 in den sog. Wittmeßwäldern. Trotz der ehemaligen Wittmeßordnung vom 19.5.1550 waren die dortigen Wälder, so schreibt Leythäuser, „bei der Rücksichtslosigkeit der Eingeforsteten und dem Eigennutz und Unfleiß der Wittmeßmeister, so herabgewirtschaftet, daß das jährl. Forstrechtsholzquantum nicht mehr abgewährt werden konnte. Deshalb wurden den Berechtigten 1161 Tagwerk als freies Eigentum überlassen, die Krone Bayerns begnügte sich mit dem berechtigungsfreien Rest von 151 Tagwerk, d.i. die heutige Staatswaldabteilüng Wittmes, südwestlich von der Ortschaft Breitenfurt.

15.11.1817

Erneut wechseln Forsthoheit und staatliches Waldeigentun.

König Max I. Josef errichtet in Eichstätt ein Fürstentum für die Herzöge von Leuchtenberg. Erster Herzog ist Eugen Beauharnais, Stiefsohn Napoleons und Schwiegersohn des bayerischen Königs, dessen Tochter Prinzessin Auguste er am 12.5.1806 geheiratet hatte.

In die barocke Residenzstadt Eichstätt zieht nochmal höfischer Glanz. Den dazugehörigen Glanz der Jagd und die glänzenden Betriebsergebnisse der Hüttenwerke Obereichstätt (Hagenacker, Altendorf) tragen die Eichstätter Wälder. Kahlschlagwirtschaft und schnelle Nachhauungen sind der Preis für die überzogenen Forderungen an den Wald. Es entstehen lückige Schläge und öde Kulturflächen und Blößen, an deren Wiederbewaldung die Leuchtenbergische Forstverwaltung zwar mit Energie herangeht; so werden in den ersten 18 Jahren der Leuchtenbergzeit beispielsweise 2462 Tagwerk wiederaufgeforstet -allerdings überwiegend leider mit robusten Nadelholzpflanzen. In den Jahren 1834/1835 werden z.B. 12.308 Lärchen-, 571.229 Fichten- und 107.999 Föhrenbäumchen gepflanzt.

14.5.1855

Nach dem Tod Herzog Maximilians von Leuchtenberg kehrt dessen Witwe Auguste Amalia in die russiche Heimat St, Petersburg zurück und die Krone Bayerns erwirbt zum Kaufpreis von 3 Millionen fl (Gulden) das Fürstentum Eichstätt mit all seinen Wäldern, Forstdienstgebäuden und anderen Gebäuden in Eichstätt (so z.B. Residenz, Kavaliershöfe, Hofgarten) sowie vielen anderen Gütern (z.B. auch das Hüttenwerk Obereichstätt); dazu die Forsthoheit über alle Waldbesitzarten.

Fürstin Amalia läßt eine kleine, freundliche Barockstadt zurück und behält eine offene, außerordentlich malerische und abwechlungsreiche Waldlandschaft in Erinnerung, die den liebenswerten Landschaftsensembles des Johann Georg von Dillis geähnelt haben mag, die jener um die Wende des 19. Jhd. um München zeichnete und malte und die in einer Sonderausstellung im Frühjahr 1992 i.d. neuen Pinakothek in München zu bewundern waren.

Schauen wir genauer hin, lesen wir insbesondere genauer in den Schilderungen der Chronisten nach, so begegnen wir Mitte des 19. Jhd. im mittleren Altmühltal den gleichen übernutzten, ja heruntergekommenen, ja ausgeplünderten Wäldern und Waldbildern, die knapp 300 Jahre vorher zur ersten Forst- und Holzordnung geführt hatten.

Diese Beurteilung ändert auch die fleißige Arbeit der Forstleute der Leuchtenberger Zeit nicht, die die vielen und großen „Blößen“ immer ungeduldiger mit robusten Nadelbäumen zuplombierten. Wie ist es möglich, daß trotz vorzüglicher Forstordnungen, daß trotz weitsichtiger standortsbezogener Waldwirtschaftsregeln, daß trotz der genialen Nachhaltsidee, daß trotz Waldbeschreibungen und moderner Waldvermessung, daß trotz guter forstlicher Ausbildung der ökonomische und der ökologische Waldzustand große Sorge bereiten, rund 300 Jahre nach dem Beginn einer geregelten Waldbewirtschaftung.

Die Antwort ist bei genauem Hinschau einfach und naheliegend: In der Gesamtnutzung der Wälder hat sich trotz aller Forstordnungen, Regelungen und Richtlinien nichts geändert: Weiter wurde das Vieh i.d. Wälder getrieben - und weidete natürlich auch die jungen Baumpflanzen ab, Kernwüchse kamen kaum mehr hoch; weiter wurden die Eicheln und Bucheckern für die Schweinemast gesammelt, weiter wurden die Waldböden zertrampelt und verdichtet, weiter nahm sich das Wild seinen Anteil aus dem Wald, weiter stieg der Brennholz- und sonstige Energiebedarf, und so weiter - und so weiter… .

Der sog. Nutzholz-Ertrag aus den Wäldern war so gering, daß das aus Bruchsteinen gemauerte Jurahaus mit Legschieferdach die klassische Hausbauweise der Landbevölkerung bleibt. Für einen Landschaftsraum mit fast 60 % Waldanteil ist der als Baumaterial fast ausschließlich verwendete Kalkstein dann doch überraschend.

Die Wende- hin zu einer vorsorgenden und umfassend pflegenden Waldbehandlung - kommt im Angesicht des 20. Jhd. mit neuen Energieträgern (Kohle), mit Umstellungen i.d. Landwirtschaft und mit der neuen, königlich bayerischen Forstverwaltung, die mit dem seitherigen glanzvollen Jagdbetrieb bricht und die die Ablösung von den vielen Waldberechtigungen vorantreibt.

Die neuen Wirtschaftsregeln legen von 1857 bis zur Jahrhundertwende den Grundstein für den Aufbau artenreicher, gemischter Hochwälder.In denen sich im standortsbezogenen Wechsel Buchen, Eichen, Ahorne, Linden, Eschen, Hainbuchen, Ulmen, Kirschen, Elsbeeren, Mehlbeeren, Birken, Aspen, Weiden, Fichten, Tannen, Föhren und . Lärchen finden.

Durchforstungen, also Waldpflegerichtlinien finden Eingang in die Jungwälder und die Verjüngung der Bestände wird mit naturnahen Verfahren, so zunächst: dem Dunkelschlag (= Schirmschlag), später dann dem Femelschlag, dem Saumfemelschlag und dem sog. kombinierten Verfahren, das in der Kehlheimer Nachbarschaft unter dem Namen "Neuessinger Wirtschaftsregeln" Waldbaugeschichte macht, angegangen.

Beim Aufbau dieser massenreichen und wertholztüchtigen Hochwälder schießen allerdings manche Forstleute über: das Ziel hinaus: dort, wo massiert die Nadelbäume bevorzugt werden, entstehen dunkle, ernste Forste, Kunstfronte anfällig: gegen Wind und Wetter; und: ein Nährboden für waldfeindliche Insekten.

1855/1868

Die Walderschließung wird forciert und innerhalb: von 13 Jahren führen 166,7 km meist ‚"chaussierte Holzabfuhrwege" in und durch die Wälder von Eichstätt.

1860-1869

Schneedruckund Schnaebruchschäden suchen die heranwachsenden Nadeljungwälder heim.

1870 erscheint das Büchlein "Prodomus Florae Eystettenesis Versuch einer systematsichen Characteristik der in der näheren und ferneren Umgebung ‚Eichstätts wildwachsenden Gefässpflanzen" von Philipp Hoffmann, Prof. der Naturgeschichte und Chemie am bischöfl. Lyceum zu Eichstätt.

Er rechnet zu den häufig vorkommenden Baumarten den Bergahorn, die gemeine Birke, die Eberesche, die Esche; die Feldulme, die Fichte, die Hainbuche, die Kiefer, die Rotbuche, die Salweide, die Zitterpappel und Schwarzerle. Holzbirne, Holzapfel, Kirschbaum, Stieleiche und Winterlinde kommen nicht selten vor. Bergulme, Elsbeere, Flatterulme, Feldahorn, Mehlbeere, Spitzahorn, Traubeneiche und Sommerlinde sind selten.

1870 Ein verheerender Orkan verwüstet die.Altwälder in:der Eichstätter Alb.

1882 Leythäuser. erzählt von einer Fichte seltener Art und wahrscheinlich dem 3. Umtrieb angehörig, die Affentalfichte, zunächst der Diensthütte; sie mißt bei einem Brustdurchmesser von 1,63 m und einer Höhe von 43 m ca. 40 Ster Festgehalt. Die Waldinventur jener Zeit erwähnt auch die zahlreichen Altteichensolitäre, die auf 25.000 Ster Holz geschätzt werden. 

1885 Eine neue Forstorganisation schafft zwei Forstänter :im engeren Stadtbereich, die späteren Forstämter Eichstätt-West und Eichstätt-Ost. Beide Ämter sind am Residenzplatz in den sog. Kavaliershöfen untergebracht.

1890 Anfang August überfällt die Nonne die nadelbaumreichen Waldlandschaften. Zerstörungen wie im Ebersberger Forst bleiben dem Eichstätter Wald erspart.

1893 Eine schlimme Sommerdürre läßt Gras und Getreide verdorren. Der jammernde Bauernstand holt aus dem Eichstätter Wald 60.000 Ster Streu, das ist das 8-fache des Normalen.

Forstrat Leythäuser beschließt seine Aufzeichnungen über den Eichstätter Wald mit dem Wunsch, "daß die Eichstätter Waldungen unter ihren Hegern und Pflegern nach wie vor blühen und gedeihen mögen in Aeternum"

 

Zu Anfang des 20. Jhd. sind die Waldlandschaften der Eichstätter Alb weitestgehend zu geschlossenen Hochwäldern zusammengewachsen, zumindest i.d. königlich bayerischen Staatswäldern, deren beherrschende Baumarten die Fichten und die Buchen sind. Daneben finden sich zahlreich Eichen, Ahorne, Ulmen, Linden, Eschen, Hainbuchen, Kirschen, Elsbeeren, Mehlbeeeren, Birken, Aspen, Salweiden, Eberesche, Kiefern, Weißtannen und Lärchen.

Als Gastbaumarten haben die Schwarzkiefern, die Douglasien, die Sitkafichten und sogar die Lawsons-Zypressen Fuß gefaßt.

In den Ortschaftswäldern und den bäuerlichen Wäldern finden sich häufiger noch die Bilder des Mittelwaldes. Es ist zu lesen von Schälschäden i.d. älteren Fichtenbeständen und Wildverbißschutzzäunen. Es überraschen die Schilderungen von umfangreichen Freilagen, starkem Gras und Unkrautwuchs, fehlender Naturverjüngung und reger Pflanztätigkeit auf 400 Hektar Kahlflächen, obwohl das Buch des Waldbau-Klassikers Karl Gayer, der gemischte Wald, gerade 14 Jahre alt ist.

Das eindringlich geschriebene und gesprochene Wort von Dr. Karl Rebl, dem obersten Waldbaureferenten im bayerischen Fınanzministerium, der im benachbarten Steppberg zu Beginn des Jhd. ein privates Waldrevier betreut, ist im Eichstätter Land Anstoß zu bewahrender und neu entfachter guter Waldgesinnung. Forstmeister Nüßler der Leiter des Forstamtes Eichstätt-West begründet i.». olgenden 25 Jahren die ausgedehnten Laubwälder an den Altmühleinhängen von Wasserzell nach Obereichstätt und bis hinaus i.d. .Wellheimer Täler. Das "Nüßler-Sträßchen" i.d. Waldabteilung Gogelwegel und der "nüßler-Steig" am Neuen Weg erinnern an diesen passionierten Forstmann. 1910 Die "Illustrierte Wochenschrift für Bayerns Volk und Land", Nr. 13 berichtet: "...wohl mit die +rößte Fichte unseres Ba'ernlandes, die sogenannte "Affentalfichte" im Forstrevier Rapperszell, ist gefällt worden. Der Riesenbaum erreichte ein Alter von ungefähr 280 Jahren (lt. Jahrringzählung) und lieferte 50 Ster Holz". 31. Aug. 1912 ; Die erste forstliche Großveranstaltung im Eichstätter Wald wird organisiert und durchgeführt. Die XIII. Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins tagt in Nürnberg vom 26.-31.8.1912. Für den 31. August 1912 wird eine Ganztagsexkursion in den Schweinspark des damaligen Forstamtes Eichstätt-West angeboten. Umweltfreundlich reist eine 155-Kopf-starke Exkursionsgruppe: (140 Männer, 15 Frauen) um 8.02 Uhr mit dem D-Zug von Nürnberg ab und komnt in Eichstätt-Bahnhof um 10.11 Uhr an. Nach einem 2 1/2-stündigen Fußweg durch die Waldabteilungen Gogelwegel, Eichelgarten, Höllbuck, Scharra, u,a. wird am Schweinsparkhaus das gemeinschaftliche Mittagessen ‚eingenommen: Kraftsuppe mit Einlage, Saftschinken und Zunge mit grünen Erbsen in Butter und Weinkraut, Brathühner mit Beilagen und gemischte Obstkuchen, alles bereitgestellt von Herrn Bahnhofrestaurateur Tauscher. Lt. Eichstätter Kurier Nr. 49 vom 12.9.1912 war die Tagesexkursion von den Teilnehmern begeistert aufgenommen worden.
 

20. Jahrhundert 1. Hälfte

Zu Anfang des 20. Jhd. sind die Waldlandschaften der Eichstätter Alb weitestgehend zu geschlossenen Hochwäldern zusammengewachsen, zumindest in den königlich bayerischen Staatswäldern, deren beherrschende Baumarten die Fichten und die Buchen sind. Daneben finden sich zahlreich Eichen, Ahorne, Ulmen, Linden, Eschen, Hainbuchen, Kirschen, Elsbeeren, Mehlbeeeren, Birken, Aspen, Salweiden, Eberesche, Kiefern, Weißtannen und Lärchen.

Als Gastbaumarten haben die Schwarzkiefern, die Douglasien, die Sitkafichten und sogar die Lawsons-Zypressen Fuß gefaßt.

In den Ortschaftswäldern und den bäuerlichen Wäldern finden sich häufiger noch die Bilder des Mittelwaldes. Es ist zu lesen von Schälschäden in den älteren Fichtenbeständen und Wildverbißschutzzäunen. Es überraschen die Schilderungen von umfangreichen Freilagen, starkem Gras und Unkrautwuchs, fehlender Naturverjüngung und reger Pflanztätigkeit auf 400 Hektar Kahlflächen, obwohl das Buch des Waldbau-Klassikers Karl Gayer, der gemischte Wald, gerade 14 Jahre alt ist.

Das eindringlich geschriebene und gesprochene Wort von Dr. Karl Rebel, dem obersten Waldbaureferenten im bayerischen Fınanzministerium, der im benachbarten Steppberg zu Beginn des Jhd. ein privates Waldrevier betreut, ist im Eichstätter Land Anstoß zu bewahrender und neu entfachter guter Waldgesinnung. Forstmeister Nüßler der Leiter des Forstamtes Eichstätt-West begründet in den folgenden 25 Jahren die ausgedehnten Laubwälder an den Altmühleinhängen von Wasserzell nach Obereichstätt und bis hinaus in die Wellheimer Täler. Das "Nüßler-Sträßchen" in der Waldabteilung Gogelwegel und der "Nüßler-Steig" am Neuen Weg erinnern an diesen passionierten Forstmann.

1910

Die "Illustrierte Wochenschrift für Bayerns Volk und Land", Nr. 13 berichtet: "...wohl mit die größte Fichte unseres Bayernlandes, die sogenannte "Affentalfichte" im Forstrevier Rapperszell, ist gefällt worden. Der Riesenbaum erreichte ein Alter von ungefähr 280 Jahren (ltaut Jahrringzählung) und lieferte 50 Ster Holz".

31. Aug. 1912

Die erste forstliche Großveranstaltung im Eichstätter Wald wird organisiert und durchgeführt. Die XIII. Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins tagt in Nürnberg vom 26.-31.8.1912. Für den 31. August 1912 wird eine Ganztagsexkursion in den Schweinspark des damaligen Forstamtes Eichstätt-West angeboten. Umweltfreundlich reist eine 155-Kopf-starke Exkursionsgruppe: (140 Männer, 15 Frauen) um 8.02 Uhr mit dem D-Zug von Nürnberg ab und komnt in Eichstätt-Bahnhof um 10.11 Uhr an. Nach einem 2 1/2-stündigen Fußweg durch die Waldabteilungen Gogelwegel, Eichelgarten, Höllbuck, Scharra, und anderen wird am Schweinsparkhaus das gemeinschaftliche Mittagessen eingenommen: Kraftsuppe mit Einlage, Saftschinken und Zunge mit grünen Erbsen in Butter und Weinkraut, Brathühner mit Beilagen und gemischte Obstkuchen, alles bereitgestellt von Herrn Bahnhofrestaurateur Tauscher. Laut Eichstätter Kurier Nr. 49 vom 12.9.1912 war die Tagesexkursion von den Teilnehmern begeistert aufgenommen worden.

1902 - 1921

Ministerialrat Dr. Karl Rebel übernimmt die Bewirtschaftung im benachbarten Gräfl. Moy”schen Steppberger Wald. Mit seinem Aufruf zum gemischten Wald, zu intensiver Waldpflege, zur Waldverjüngung unter Schirm, zur Vorratspflege und anderen Grundsätzen, die er unter dem Titel "Auf weißem Jura” in seinem Buch "Waldbauliches aus Bayern" 1922 niederlegt, erneuert er die Gedanken Karl Gayers und die Tradition des vorratspfleglichen Femelschlages und einer naturnahen Waldbehandlung in der Eichstätter Alb. ;

1937

Der Naturschutzbewegung, die in Eichstätt und im Stadtumland um die Jahrhundertwende auflebt, schließen sich auch Forstleute an,

Auf Vorschlag des bekannten Theologen, Botanikers, Geologen, Paläontologen und Naturschützers Prof. Dr. Franz Xaver Mayr wird 1940 eine Schluchtwaldgesellschaft mit Hirschzunge und Mondviole in der Nähe der stillen Spindeltal-Kirchenruine im damaligen Forstamt Eichstätt-West als Wald-Naturdenkmal ausgewiesen.

Die Jahre nach dem Krieg (2. Weltkrieg) bringen zunächst die Erneuerung naturnaher Waldbewirtschaftung und naturnaher Waldgesinnung. Die Eichstätter Wälder erhalten eine erste und vorzügliche Standortserkundung mit sehr schönen und ausführlichen Pflanzenbeschreibungen.

Die schnell steigenden Kosten in den Forstbetrieben leisten jedoch groben Waldbehandlungsformen bald Vorschub. Dazu kommen in den 60-er und 70-er Jahren die Nadelbaumarten-Moden mit der japanischen Lärche, der Kiefer und der Douglasie.

Im Eichstätter Wald steuert diesem Zeitgeist rechtzeitig ein Forstmann entgegen, der 22 Jahre, von 1961-1983, im Eichstätter Wald arbeitet, Forstdirektor Karl Weinhart. Er stellt die standortsgemäße Baumartenwahl, insbesondere die heimische Buche, wieder in den Mittelpunkt der Waldbauarbeit.

1951

Es beginnt die Erschließung der Eichstätter Wälder mit sogenannten LKW-fahrbaren Straßen, schwerpunktmäßig zunächst in den staatlichen Wäldern.

Bekannt wird das sog. "Stabilisierte Wegbauverfahren" von Forstmeister Georg Greiß, das beim Bau der Herrengrundstraße von Landershofen nach Buchenhüll erstmals zur Durchführung kommt. Das erste Groß-Erschließungsprojekt in den bäuerlichen und den kommunalen Wäldern wird knapp 20 Jahre später, vom 6.6.1966 bis 24.11.1969 in den ausgedehnten Wittmeswäldern zwischen den Ortschaften Wellheim/Aicha und Biesenhard durchgezogen.

Im Jahre 1981 findet die rund 30-jährige Wegbautätigkeit in den Wäldern der Eichstätter Alb mit der Fertigstellung des sog. Knockweges in der Waldgemarkung von Obereichstätt seinen Abschluß unter der Federführung des waldfreundlichen Bürgermeisters Karl Wagner.

1961

 Auf Initiative des damaligen Landrates Hans Pappenberger findet am 20. Febuar 1961 im Herzogbräu in Eichstätt die Gründungsversammlung der Waldbauernvereinigung Eichstätt statt.

Vor rund 90 Waldbauern, sowie Bürgermeistern und Forstleuten erläutern der damalige :Oberregierungsforstrat Künneth und Privatwaldforstmeister Dietz von der Oberforstdirektion Ansbach die Ziele des Züusammenschlusses: Aus und Fortbildung der Mitglieder, gemeinsamer Material und Geräteeinkauf, gemeinsame Holzvermarktung, Pflege der heimischen Wälder und anderes mehr.

Tüchtige Männer haben dann diesen Zusammenschluß aus kleinen Anfängen herausgeführt und zu einer der großen Waldbesitzervereinigungen Bayerns ausund zusammengebaut.

In 30jähriger Gemeinschaftsarbeit werden die arbeitstechnischen Nachteile und die finanziellen Schwächen, die auf den bäuerlichen Kleinwaldparzellen und den zersplitterten kommunalen Ortschaftswäldern lasten, begrenzt und der waldwirtschaftliche Ertrag durch die gemeinsame zentrale Vermarktung gestärkt.

Der waldwirtschaftliche Ertrag versetzt den kleinbäuerlichen Waldbesitz und den kommunalen Waldbesitz in die Lage, an der Bewahrung, der Sicherung und dem Aufbau standortgerechter, gesunder, vielgestaltiger und naturnaher Wälder in der Eichstätter Alb mitzuarbeiten; diese Waldlandschaften sind heute ein wesentliches Element des Naturparks Altmühltal.

Der Einsatz der Forstbetriebsgemeinschaft: verengt sich jedoch nicht auf den Eigennutz der Mitglieder und Waldbesitzer, sondern dieser Einsatz dient auch der Landespflege, der Landeskultur, ja dem Gemeinwohl. Das jüngste Beispiel vorbildlichen Gemeinsinns war die Schadensbewältigung nach den Jahrhundertstürmen "Vivian" und "Wiebke" im Spätwinter 1990. In Jahresfrist wurden die Wälder sowohl von den Schadhölzern geräumt, wie auch standortsgerechte, gesunde, junge Mischwälder neu begründet.

1969

tritt der neue Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dr. Hans Eisenmann mit der forstpolitisch zukunftsweisenden Idee an die Öffentlichkeit, in den bayerischen Wäldern sogenannte "Naturwaldreservate" auszuweisen. Auf Vorschlag des Forstamtes Eichstätt werden die Waldabteilungen Groppenhoferleite und Riederleite am Südabsturz des Beixensard-Bergstockes ım ehemaligen Urdonautal südlich der Marktgemeınde Dollnstein in einer Größe von rdund 60 ha zum ersten und zunächst einzigen Naturwaldreservat in der Eichstätter Alb ausgeformt. Dies soll 20 Jahre so bleiben.

Staatsminister Hans Eisenmann und der Leiter der bayerischen Staatsforstverwaltung Ministerialdirektor Otto Bauer besuchen im September 1977, einem sonnigen Herbstnachmittag, den außergewöhnlichen Naturraun.

1971

Der erste Wald-Lehrpfad wird gemeinsam von der Stadt Eichstätt und dem damaligen Forstamt Eichstätt-Ost angelegt und eröffnet. Er führt durch das städtische Auwäldchen und das Rosental hinauf zum Hirschparkhaus und über den Vogelherd zurück und hinunter zur Aumühl.

1983

Der Wald ist krank.

Der Eichstätter Kurier erschreckt in der Silvesterausgabe mit einem großformatigen schwarz-weiß Bild abgestorbener Waldlandschaften im Erzgebirge die Menschen im Eichstätter Land. Die jährlich wiederkehrenden Waldschadensberichte lassen es zur Gewissheit werden: Der industrielle Wohlstand von uns allen traktiert die Natur, den Wald: er ist krank - auch im Eichstätter Land.

1985
Der umweltfreundliche Rohstoff Holz wird aus den Eichstätter Wäldern in einer holzartenreichen Palette, und zwar mit rund 30 standortstauglichen Holzarten und in mehr als 60 verschiedenen Qualitäten auf den Holzmärkten angeboten. Ausgereifte Waldbäume, 80-jährige bis 200-jährige, können in guten Qualitäten gute Erträge dem bäuerlichen, dem kommunalen und dem staatlichen Waldbesitz liefern. Diese Erträge aus naturschonender Waldnutzung sind der finanzielle Grundstock für die Bewahrung, Sicherung und Verbesserung aller Waldfunktionen.

Dazu die Verkaufserlöse für gute bis sehr gute Holzqualitäten im Durchschnitt der letzten 10 Jahre im staatlichen Forstamt Eichstätt:

BergahornBirkeBucheEicheEsche
300 bis 600 DM/fm150 bis 200 DM/fm150 bis 550 DM/fm250 bis 1200 DM/fm250 bis 530 DM/fm
ErleFichteKieferKirscheLärche
rd. 300 DM/fm200 bis 350 DM/fm200 bis 300  DM/fm250 bis 300 DM/fm200 bis 480 DM/fm
  LindeSpitzahorn  
  180 bis 250 DM/fm150 bis 250 DM/fm  

 

Anläßlich der ersten Teilnahme an einer Laubholzversteigerung der Oberforstdirektion Regensburg, die großzügig und freundlicherweise der zuständige Holzverwertungsreferent, Herr Ltd. Forstdirektor Hubert Schöppel möglich macht, im niederbayerischen Neuessing, erzielt eine zweihundert-jährige Eiche aus der Waldabteilung Pechofen, deren Gabelkrone der Wind auseinderspaltete, einen bis dahin nie erreichten "Traumpreis” von 1720,-DM Festmeter; ihr Holz wird im Spessart zu Furnieren "gemessert" und im Möbelbau verwendet.

1988

Die naturnahe Forstwirtschaft, die auf einem standortsgemäßen, gemischten Waldaufbau fusst, die nachhaltig den umweltfreundlichen Rohstoff Holz produziert, die Rücksicht nimnt auf die Ökologie des Naturraumes, auf den Naturschutz, den Arten und Biotopschutz und die Landeskultur und Landesgestaltung, ist wieder Leitbild der sog. Forsteinrichtungswerke und Standortsgutachten und Standard für den bäuerlichen, konmunalen und staatlichen Wald.

28. Febr./1. März 1900

Der er Orkan Wiebke verwüstet die Wälder im Eichstätter Land. Im engeren Bereich des Forstamtes Eichstätt sind in den bäuerlichen, den kommunalen und den staatlichen Wäldern über 200.000 Festmeter Schadhölzer aufzuarbeiten.

Zentrum der Naturkatastrophe sind die geschichtsträchtigen Waldlandschaften des "Schweinsparks".

In einer Gewaltleistung wird von den Waldbesıtzern und Forstleuten, der Waldbauernvereinigung Eichstätt und dem Maschinenring Eichstätt, und mit Unterstützung von Herrn Landrat Konrad Regler und Herrn Landtagsabgeordneten Dr. Xaver Bittl, den Pionieren und Amphibieneinheiten der Bundeswehr aus Ingolstadt, sowie weiteren technischen Hilfseinrichtungen, die Schadensbewältigung gemeistert.

30. April 1992

250 Hektar Schadenskahlflächen sind in den Wäldern aller Besitzarten mitstandortgerechten Eichen, Buchen, Ahornen, Linden, Eschen Kirschen, Elsbeeren, Speierlingen Birken, Aspen, Tannen, Fichten Lärchen, Kiefern und Douglasien sowie standortsheimischen Sträuchern wieder aufgeforstet.

22. Mai 1992

Am Vorabend des 400-jährigen Jubiläums der ersten Forst- und Holzordnung und damit eines Forstamtes in Eichstätt eröffnet Forstpräsident Wolfgang Lau der Leiter der Oberforstdirektion München im "Aste (Altes Stadttheater)" dem Stadtsaal am Residenzplatz in Eichstätt die Ausstellung "Naturnahe Forstwirtschaft".
 

Inhaltsverzeichnis

Das Gesamtwerk als PDF-Datei zum Download

 

1730 "DIE ANLAGEN" 
Vom offenen Barockgarten des 18. Jahrhunderts 
zum stillen Naturerlebnis der Jahrtausendwende 

DIE UNIVERSITÄTS UND SCHULSTADT Eichstätt 
1781 ehedem auch Sitz einer Forstschule

1785 EIN STERN FÄLLT VOM HIMMEL
oder der Meteorit von Wittmes

1817 - 1855 LETZTE GLANZLICHTER HÖFISCHER-JAGD 
der Sau- oder Schweinspark, der Hirschpark, 
die Fasanerie 

1910 DIE AFFENTALFICHTE
oder ein Christbaum so hoch wie der Domturm 

1973 NATUR PUR
das Naturwaldreservat im Beixenhart 

DIE ORKANE VIVIAN UND WIEBKE 
zertrümmern am 28. Februar/1. März 1990 
die Wälder und die Arbeit von Waldbesitzern 
und Forstleuten 

DIE FORSTVERWALTUNG IM EICHSTÄTTER LAND und DAS FORSTPERSONAL 

LITERATURVERZEICHNIS