Die Senioren unter den Eichstättern, die 50 bis 90-jährigen, erinnern sich gern und schnell der obigen Namen: des Schweinsparkhauses westlich von Wasserzell im Dunkel der Breitenfurter Wälder, zu denen hinauf und hınein eın Kastanien-Baum gesäumter Alleeweg führt; das Hirschparkhaus auf dem Frauenberg am Ende der Waschette vorm "Großen Wald”, das heute noch Statur zeigt, wenn auch von Wind und Wetter gebeutelt und angefressen; und die Fasanerie an der alten, Linden begleiteten Ortsverbindungsstraße von Pietenfeld/Weißenkirchen nach Moritzbrunn/Ochsenfeld, unweit der Waldhütte. - .
Die Namen erinnern an die letzte Standesherrschaft im Eichstätter Land, dıe Herzöge von Leuchtenberg, für die König Max I. Josef von Bayern ım Jahre 1817 ein Fürstentum Eichstätt einrichtet. Erster Herzog von Leuchtenberg ist der Schwiegersohn König Max Josef“s, der Franzose Eugen Beauharnais, der 1806 die Prinzessin Auguste von Bayern, die Tochter des Königs, geheiratet hat. Eugen Beauharnais ist der Stiefsohn Napoleons.
Unter den Leuchtenbergern ist der Jagdbetrieb ein gewichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Hofhaltung und er erblüht noch einmal in furstlichem Glanz: Auf dem Frauenberg wird ein Hirschpark mit einer Größe von 1692 Tagwerk und einem durchschnittlichen Wildstand von 25 Stück Edelwild und 80 Stück Damwild eingerichtet; im Breitenfurter Wald entsteht der Schweinspark mit 1400 Tagwerk Größe und einem durchschnittlichen Schwarzwildbestand von 190 Sauen; an der alten Ochsenfelder Straße beim Forsthof wird die Fasanerie mit einen Umgriff von 60 Tagwerk und einem Besatz von 500 Fasanen aufgebaut. Die Wildparks sıchert ein Palisadenzaun aus Eichenpfählen, dıe ca. alle 600 Fuß mit eıner Bruchsteinmauer = Pfeiler verstärkt werden. Sog. "Falter" = Falltor = Zauntor (über Fahrwege), das von selbst zufällt, und sog. Stiegel" (für die Fußgänger) waren die Ein- und Ausgänge der Wıldparks.
Fur das Jagdpersonal werden um 1820/21 die sog. Parkdielhäuser (das äußere am Wittmes, das innere Parkhaus an der Wellheimer Figur) am Hırschpark und bei der Fasanerie gebaut. Der Teilname "diel" kann nach dem "Bayerischen Wörterbuch" von Andreas Schneller/1872 erklärt werden: "Das Tüll, Wand oder Zaun von Brettern um einen Hof, Garten, Jagdpark ..«”
Mit dem Rückkauf des Fürstentums Leuchtenberg durch die Krone Bayerns wird der jagdliche Glanz matter. Die Fasanerie und der Saupark werden aufgelassen. Der 1760 ha große Hirschpark bleibt zunachst unangetastet. Und im Jahre 1861 beträgt lt. "Forstverwaltung Bayerns beschrieben nach ihrem dermaligen Stande" der Wıildstand auf je 1000 Tagwerk Fläche im Eichstätter Park 62 Stück Edelwild und 115 Stück Damwild; er wird im gleichen Atemzug mit dem Ebersberger Park, dem Forstenriederund Grünwalder Park und dem Spessarter Park genannt und er hat im Vergleich zu diesen Wildparks mit Abstand den höchsten Edel- und Damwildbestand. Schon 1867 wird aber dann wegen der unübersehbaren Waldschäden und der hohen Kosten mit dem Hirschpark kurzer Prozeß gemacht: er wird aufgelöst und das letzte Stuck Rot/Damwıld 1871 erlegt.
Die ehemaligen furstlichen Parkdielhäuser Hirschparkhaus, Sauparkhaus und Fasanerie beherbergen noch knapp 100 Jahre Forstleute. Das Hirschparkhaus wird am 18.8.1970 an den letzten Amtsinhaber, Herrn Oberförster Ludwig Bauer, der es noch heute mit seiner Frau bewohnt, veräußert. Das Sauparkhaus wırd im Jahre 1965 auf Anordnung der Oberforstdirekt:on Ansbach bis auf ein Nebengebaude zum Abbruch freigegeben. Zuruck bleıbt eine lichte Waldwiese mit einem kleinen Nebengebäude, der ehemaligen Stall- und Futterkammer. Dieses Nebengebäude sichert 1978 in engagierter Kleinarbeit der zuständige Revierleiter, Oberförster Josef Würzburger, als letztes Geschichtszeugnis,.
Der letzte Forstmann in der Fasanerie ist 1973 Oberförster Josef Rixner. Das ehedem herzogliche Anwesen wird am 4.6.1973 verkauft und abgebrochen.
Die Forstfamilien ziehen in glanzlose, waldferne "Neubau-Siedlungs-Forstdienststellen-Häuschen" im Baustil der 1960-iger Jahre ein.
Übrig bleibt die Erinnerung der älteren Eichstätter Bürger an Waldwandertage in der Schulzeit, an Jugend, Ausgelassenheit, Heiterkeit, Tanz, Freude und Einkehr - im Wald beim Schweinsparkhaus, beim Hirschparkhaus und bei der Waldhütte unweit der Fasanerie.
Das Gesamtwerk als PDF-Datei zum Download
GESCHICHTEN DES EICHSTÄTTER WALDES
1730 "DIE ANLAGEN"
Vom offenen Barockgarten des 18. Jahrhunderts
zum stillen Naturerlebnis der Jahrtausendwende
DIE UNIVERSITÄTS UND SCHULSTADT Eichstätt
1781 ehedem auch Sitz einer Forstschule
1785 EIN STERN FÄLLT VOM HIMMEL
oder der Meteorit von Wittmes
1910 DIE AFFENTALFICHTE
oder ein Christbaum so hoch wie der Domturm
1973 NATUR PUR
das Naturwaldreservat im Beixenhart
DIE ORKANE VIVIAN UND WIEBKE
zertrümmern am 28. Februar/1. März 1990
die Wälder und die Arbeit von Waldbesitzern
und Forstleuten
DIE FORSTVERWALTUNG IM EICHSTÄTTER LAND und DAS FORSTPERSONAL