1781 fällt Oberforstmeister von Zehmen, Exzellenz, Geheimer Rat und Pfleger zu Obermässing, dann Leiter des unteren Hochstifts ein geradezu vernichtendes Urteil über die Vorbildung und die Leistungen des fürstbischöflichen Forstpersonals in seinem Gutachten zur Erneuerung der 1666er Forstordnung, wenn er schreibt:
"Die meisten der aufgestellten Forstleute waren Leute, die in ihren jüngeren Jahren an nichts weniger gedacht haben, als daß ihnen einstens dıe Aufsicht über Wälder sollte anvertraut werden; sie mußten zum Schaden der Herrschaft erst von denjenigen unterrichtet werden, denen Sie befehlen sollten. Manche haben ihren Platz nur wenige Jahre innegehabt und dann ist der Platz wieder mit einem Schreiber oder Kammerdiener besetzt worden. Ebenso ging es meist mit den Förstern. Der eine ist ein Schneider, der andere hat die Jägerei zwar erlernt, aber vom Forstwesen nichts anderes gesehen, als wie man die Hölzer zum Nutzen des Forstes abtreibt, welches er von seinem Vater und der Vater vom Groß- oder Schwiegervater nicht anders gesehen hat. Denn dies ist eines der schädlichsten Dinge, wenn immer Söhne oder Anverwandte auf deren Dienstesstellen zu bleiben haben. Der Dritte verdankt seine Stelle der Empfehlung eines Herren, der wegen einige Jahre geleisteter Dienste wünscht, diesem Menschen ewiges Brot auf Kosten des Hochstiftes zu verschaffen. Mit der Oberaufsicht steht es nicht besser. Die Oberforstmeister bleiben nur solange, bis sie ein besseres Pflegeamt oder Hofdienst erhalten. Auch kommt der Oberforstmeister viel zu wenig in den Wald, jährlich nur zweimal, nämlich im Frühjahr bei der Holzanweisung, und da nicht überall, und im Herbst, wenn die Freveltage gehalten werden. Die Unterforstmeister kommen jederzeit von der Feder her und können keine Waldverständigkeit haben." . .
Diesen forstlichen Ausbildungsmißstand, ja Notstand hilft Fürstbischof Anton von Zehmen :im Jahre 1786 mit der ‚Einrichtung einer Forstschule ab, wie von Forstmeister Meißner in einer Chronik des Forstamtes Beilngries festgehalten ist. Die gegenwärtigen Nachforschungen brachten keinen Hinweis, dass für diese Forstschule gleich zu Beginn ein eigenes fürstbischöfliches Forstinstitut eingerichtet worden ist. So wird davon ausgegangen, daß die Kandidaten zunächst im akademischen Lyceum unterrichtet werden. Zum Lehrkörper gehören u.a. Mitglieder der von Fürstbischof’ von Zehmen im Jahre 1784 eingesetzten Forstkommission, so zum Beispiel der damals berühmte Mathematiker und Astronom Dr. Ignatz Pickel, der Unterricht in der Botanik, der Geometrie und der Mineralogie erteilt. Andere Mitglieder der Kommission, 50 z.B. die beiden Hofkammerpräsidenten Freiherr Karl von Riedheim und Freiherr Gustav von Eyb, der Oberforstmeister Philipp Ernst von Zehmen, der Oberforstmeister Freiherr von Rauenstein, die Hofräte Ludwig Viktor Baumgartner und Georg Ludwig Pickel und Hofkammerrath Josef Karl Meyer, erteilen Unterricht in Geologie, in Waldbestandsformen, Holzwertberechnungen, allgemeinen Wwirtschaftsregeln und anderen Fächern. Schüler = Kandidaten dieser Forstschule sind vorzugsweise die Kinder des hochstiftischen Forstpersonals.
Am 7. Dezember 1803
wird - Eichstätt steht unter der österreichischen Herrschaft seiner Königl. Hoheit und Kurfürstl. Durchlaucht des Großherzogs von Toskanadie Eröffnung einer Forstschule angekündigt und die Statuten der Kurfürstlichen Salzburgischen Forstschule zu Eichstätt bekanntgegeben und zwar von Herrn Geheimen Rath Barth, dem vorgesehenen Direktor dieses Kurfürstl. Forstinstituts, das in den schönen Lokalitäten des Seminars im ehemaligen Jesuitenkloster untergebracht wird.
Der Forstschule sollen folgende Einrichtungen zur Verfügung stehen:
Eine Baumschule
in Form eines englischen Gartens, der alle Bäume, Sträucher und Waldgewachse zur Erleichterung der Forstbotanik "vor Augen legt...".
Ein Naturalienkabinett
mit einer vollständigen Sammlung aller einheimischen und zum Teil auch ausländischen Waldprodukte, so z.B. Hölzer, Rinden, Blätter, Blüten, Samen u.v.a.n.,
Ein Mineralienkabinett
damit der Forstmann nicht nur die Gewächse des Waldes, "sondern auch die Erden, Steine und Luftarten, wie sie zum bessern oder schlechtern Wachsthum der Pflanzen und Bäume nothwendig sind", kennenlernt.
Ein physikalisches Kabinett
"das die Werkzeuge und Modelle zur Mechanik und Hydraulik enthielt, wovon die Hauptgrundsätze einem Forstmann unentbehrlich sind".
Eine Forstbibliothek
wovon schon ein guter Grund vorhanden ist.
Das "hiesige akademische Lyceum"
wo dıe Physik und mehrere Zweige der Mathematik erlernt werden können.
Die Obstbaumschule
in Rebdorf, in der der Kurfürstliche Inspektor Bernhard Grob "rühnmlichst bekannt ist für sein großes Können im Pelzen, Okulieren, Baunmschnitt, Setzen, Pflegen und Heilen kranker Bäume".
Das "Leibgehäge"
seiner Königl. Hoheit und Kurfürstl. Durchlaucht, das in den der Stadt nächstgelegenen "Forsteyen" ausgewiesen ist, wo unter der Leitung des Oberwaldvogtes drei forst- und jagdgerechte Praktikanten aufgestellt sind, um die Forstkandidaten in der Jagd vollkommen zu unterrichten und wehrhaft zu machen.
Das Eisenhüttenwerk Obereichstätt
um das Kohlebrennen, das Stockausheben, das Harzsammeln, das Pech- und Teerbrennen nach forstwirtschaftlichen Regeln und die ganze Manipulationsarbeit zu erlernen.
Der Ünterricht an dem Kurfürstl. Forstinstitut wird in die Hände von drei Lehrern gelegt:
Der Kurfürstl. Hofkammerrath Ignatz Pickel, Professor für Physik und Mathematik, lehrt den theoretischen Teil, insbesondere allgemeine Naturlehre, Mathematik, Mineralogie, Botanik und Forstwissenschaft.
Der Kurfürstl. Hofkammerrath und Oberwaldvogt Michael Brems lehrt den Praktischen Teil, die Forstkameral- und Polizeisachen, botanische und mineralogische Lehrwanderungen im Wald, Waldbescheibungen, Forsteinrichtung u.a..
Der Kurfürstl. Landgeometer Josef Effner, ein ehemaliger Gärtnergeselle, der von Prof. Ignatz Pickel zu einem vorzüglichen Naturwissenschaftler herangebildet wird, übernimmt die praktische Ausübung der Mathematik, der Zeichnung und der geometrischen Vermessung.
Die Dauer der Forstschule umfasst 2 Jahre = 4 Semester. Die Forstschulkandidaten, die u.a. 16 Jahre alt sein müssen und ein Zeugnis über ihr sittliches Betragen von der vorgesetzten Ortsobrigkeit vorzulegen haben, müssen eine Aufnahmeprüfung ablegen, dass sie ordentlich lesen, regelmäßig schreiben und die Elemente der prakt. Rechenkunst verstehen können.
Am Ende der Forstschulzeit ist eine Prüfung abzulegen. "Die Namen der Vorzüglichern werden zur Aufmunterung öffentlich durch das Intelligenzblatt bekannt gemacht”, Außerdem wird bestimmt, daß "keine Bittschrift um Ausstellung im Fürstentum Eichstätt ohne Beylage eines solchen Zeugnisses von den Ministerial- und Landesstellen angenommen wird".
Im Jahre 1806 nimmt das Königreich Bayern das Eichstätter Land wieder fest in die Hand und die rund 20-jährige Forstschul-Blütezeit Eichstätt”s verliert sich in den Jahren der Geschichte.
Das Gesamtwerk als PDF-Datei zum Download
GESCHICHTEN DES EICHSTÄTTER WALDES
1730 "DIE ANLAGEN"
Vom offenen Barockgarten des 18. Jahrhunderts
zum stillen Naturerlebnis der Jahrtausendwende
1785 EIN STERN FÄLLT VOM HIMMEL
oder der Meteorit von Wittmes
1817 - 1855 LETZTE GLANZLICHTER HÖFISCHER-JAGD
der Sau- oder Schweinspark, der Hirschpark,
die Fasanerie
1910 DIE AFFENTALFICHTE
oder ein Christbaum so hoch wie der Domturm
1973 NATUR PUR
das Naturwaldreservat im Beixenhart
DIE ORKANE VIVIAN UND WIEBKE
zertrümmern am 28. Februar/1. März 1990
die Wälder und die Arbeit von Waldbesitzern
und Forstleuten
DIE FORSTVERWALTUNG IM EICHSTÄTTER LAND und DAS FORSTPERSONAL