DIE ANLAGEN

vom offenen Barockgarten des 18. Jahrhunderts zum stillen Naturerlebnis der Jahrtausendwende 

Stadtgärtner Anton Eder, der im Spätherbst 1989 bei der Renovierung des Waldlehrpfades in der heute städtischen Waldabteilung Auwäldchen gegenüber des Sägewerks Zöpfl mithilft, gibt mit seiner Frage: "Des san doch die Anlag'n ... mia Junga wiss'n awa gar nimma, wos des is ...," den Anlaß, die Geschichte der Anlagen den Eichstättern wieder in Erinnerung zu bringen. 

Seit März 1992 steht am Aufgang zum Auwäldchen eine graue Stahlstele, die der Vorstand der Eichstätter Jagdgenossenschaft;.Herr Ernst Mayer und Herr Richard Daum, großzügig finanzierte. Auf ihr erzählt der Stadtheimatpfleger von Eichstätt, Herr Konrad Held, die Geschichte der Anlagen mit folgenden Worten: 

"Die "Anlagen" sind seit über zwei Jahrhunderten ein beliebtes Erholungsgebiet der Eichstätter, die hierher ihre Sonntagsspaziergänge machten und in einem der Sommerkeller Eichstätter Brauereien einkehrten; sie waren diskreter Treffpunkt für Liebespaare und Pilgerpfad für Besucher der Frauenbergkapelle. Der Zeit des Barock und der Aufklärung verdanken die "Anlagen" ihre Entstehung. Der Hofgarten des Fürstbischofs fand in ihnen seine gestalterische Fortsetzung im Cobenzlschlößchen, in einem Gartenpavillon und einem Barockgarten, welchen der Oberstjägermeister und Oberstforstmeister, Franz Ludwig Knebel von Katzenellenbogen um 1730 bis 1740 durch Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli anlegen ließ; Domprobst Ludwig Graf von Cobenzl, der das Anwesen 1784 erwarb, weitete das Erholungsgelände am Berghang weiter nach Osten aus, ließ terassenförmige Spazierwege bauen, die bis zur Frauenbergkapelle - die Bezeichnung "Prinzensteig” erinnert an den Erbauer - und zur Willibaldsburg führten.

Cobenzls Absicht war es, in diesem Freizeitpark mit Pavillons und lauschigen Sitzgruppen, mit Grotten und seinem Schlößchen als Tanzsaal eine Stätte der Begegnung des Adels der Residenzstadt mit den Bürgern Eichstätts zu schaffen. Die Anlagen verfielen in der Frühzeit des 19. Jahrhunderts; die Natur ließ den barocken Park wieder zur Waldlandschaft werden. An den Spazierwegen, die sich von der Aumühle zum Rosental hinziehen, erinnert noch der "Regenschirm" daran, daß hier einst viele Gestaltungselemente anzutreffen waren; auch das "Cobenzlloch"”, am Prinzensteig, eine künstlich gestaltete Höhle, war - Bestandteil dieser Anlagen. Drei Gedenktafeln in den "Anlagen" sind den Herzögen von Leuchtenberg gewidmet, die 1817 bis 1855 das Fürstentum Eichstätt regierten, Am Aufgang zum Frauenberg wurde 1789 eine Steintafel als Dank an den Erbauer der Anlagen, Ludwig Graf von Cobenzl, angebracht". 

Nach dem Ende der Herrschaft der Herzöge von Leuchtenberg fällt der östliche Teil der "Anlagen", die sog. Aumühl-Anlagen, eigentumsmäßig an die Krone Bayerns zurück. Die Parklandschaft schließt sich im folgenden Jahrhundert zur Waldlandschaft und wird als staatliche Waldabteilung Auwäldchen vom Forstärar verwaltet. In einer Veröffentlichung des Eichstätter Kuriers von 1928 berichtet der Chronist Dr. J. Menrad freudig über folgendes Ereignis: "...nun sind sie wieder alle daheim (= im Hofgarten), die fünf mythologischen Figuren (gemeint sind fünf mannsgroße barocke Steinfiguren, die die Jagdgöttin Diana, den Jäger Aktäon, die Göttin Venus, den Jüngling Paris sowie Aeneas mit Vater Anchises darstellen), die 1838 auf höheren Befehl i.d. Wildnis der Aumühlanlagen hinausgestoßen waren und dort, recht verständnislos aufgestellt, dem Vandalismus von Bubenhänden und allen Unbilden der Witterung volle 90 Jahre ausgesetzt waren...". 

Die fünf Steinfiguren werden damals dem Stadtrat von Eichstätt vom Forstärar zu einem Mietsatz von jährlich 1,- DM überlassen. 


Weitsichtig tauscht im Jahre 1965 der damalige Oberbürgermeister “der Stadt Eichstätt, Herr Dr. Hans Hutter, die Waldabteilung "Auwäldchen” in das städtische Eigentum zurück. Die "Anlagen" sind wieder in der Hand der Stadt zum Wohle der Bürger.

Im Jahre 1971 richten die Stadt Eichstätt und das staatliche Forstamt Eichstätt den ersten Waldlehrpfad im Eichstätter Land ein. Er führt auf den über 250-jährigen Spazierwegen der Anlagen durch die lichten Mischwälder des Auwäldchen's um den Vogelherd, das Hirschparkhaus und durch's Rosental.

Inhaltsverzeichnis

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GESCHICHTEN DES EICHSTÄTTER WALDES

DIE UNIVERSITÄTS UND SCHULSTADT Eichstätt 
1781 ehedem auch Sitz einer Forstschule

1785 EIN STERN FÄLLT VOM HIMMEL
oder der Meteorit von Wittmes

1817 - 1855 LETZTE GLANZLICHTER HÖFISCHER-JAGD 
der Sau- oder Schweinspark, der Hirschpark, 
die Fasanerie 

1910 DIE AFFENTALFICHTE
oder ein Christbaum so hoch wie der Domturm 

1973 NATUR PUR
das Naturwaldreservat im Beixenhart 

DIE ORKANE VIVIAN UND WIEBKE 
zertrümmern am 28. Februar/1. März 1990 
die Wälder und die Arbeit von Waldbesitzern 
und Forstleuten 

DIE FORSTVERWALTUNG IM EICHSTÄTTER LAND und DAS FORSTPERSONAL 

LITERATURVERZEICHNIS