Wald von Eichstätt

Ein Werk von: Forstrat Leythäuser - Am Ende des 19 t. Jahrhunderts


Wasserverhätnisse 

Wir unterscheiden im Jura vier Quellenhorizonte. Der erste Wasserhorizont, der jedoch für unser Gebiet, weil außerhalb derselben liegend, nicht weiter in Betracht kommt, liegt an der Basis, des Gebirges da, wo der Lias auf der mit einer tonigen Decke überzogenen obersten Sandsteinbank des Keupers aufruht.

Der zweite Hauptwasserhorizont liegt höher in Mitten der abgestuften Vorberge der Alb, wo die Steilwand des gelben Eisensandsteines auf dem dunklen, wasserdichten Mergelschiefer der Opalinusstufe aufsitzt, z.B. die Quellen in Obermäßing, Greding.

Schon von fern läßt sich diese Region in den Tälern der Schwarzach und der Sulz, an den zahlreichen tiefen Gräben und Wasserrissen erkennen, welche von den Quellpunkten sich auf den steilen Gehängen herabziehen und oft mit üppigen Erlengebüsch eingefaßt sind, auch an manchen Orten Veranlassung zur Anlage von Weidenhegern gaben.

Noch höher fast an der Kante der beginnenden Hochfläche, da wo die ersten weißen Kalksteinwände mauerartig sich erheben, brechen über der wasserhaltenden Lage des Ornatenmergels die durch den zerklüfteten Jurakalk versitzenden Gewässer in meist wasserreichen Quellen hervor (Hirschberg).

Hier siedeln sich gerne Feuchtigkeit liebende Gräser und Kräuter an und solche Rasenflächen dienen dann in der Regel als Weideplätze. Einem letzten obersten aber nur stellenweise entwickelten Quellenhorizont treffen wir im Innern des Kalkgebirges selbst, sobald sich ausgedehnte Mergellager zwischen den Kalksteinschichten ausbreiten. Diese seltenen aber hochgeschätzten Quellen, in deren Nähe sich selbstverständlich eine Ansiedlung befindet, führen seit alter Zeit den charakteristischen Namen „Wildbad“, so das Wildbad bei Mörnsheim (FA. Eichstätt-West) und bei Greding (FA. Kinding).

Im übrigen ist die ganze Jurahochfläche außerordentlich wasserarm; die Tagwasser durchsickern rasch und leicht den zerklüfteten und spaltenreichen Untergrund, und sammeln sich entweder in Höhlungen im Innern des Gebirges, von wo sie bei starken Regengüssen oder Schneeabgang plötzlich hervorbrechen, und gleich Wildgewässern die sonst trockenen Täler durchfluten, aber eben so rasch wider verschwinden, oder sie dringen bis hinab zu den oben erwähnten Quellenhorizonten, um hier dann als mehr oder minder mächtige Quellflüsse im Taleinschnitte der Altmühl zu Tage treten. Als besonders wasserreich sind die Quellen bei Obereichstätt, bei Pappenheim, der Attenbrunn bei Breitenfurt, die Quellen in Mühlheim und an der Allmosmühle gegenüber von Pfünz, in Badanhausen wo sie sofort in den Dienst des gewerblichen Fleißes durch Anlage von Mühlwerken gestellt werden.

Zu dieser ausgesprochenen Wasserarmut der Hochfläche kommt noch der Umstand, daß dieselbe zu derjenigen Zone Bayerns gehört, in welcher trotz des beträchtlichen Überwiegens der Waldfläche die geringsten Mengen von atmosph. Niederschlägen erfolgen. Während im bayer. Walde Niederschläge von 14-1600 mm, im Alpenvorlande sogar über 2000 mm zu verzeichnen sind, betragen hier die Meteorniederschläge kaum 700 mm pro Jahr.

Daß unter solchen Umständen das Wasser für die Bewohner der Hochfläche eine große Lebensfrage bildet, ist nicht zu verwundern. Jeder Tropfen, den der Himmel spendet, wird sorgfältig in Zisternen und künstlich hergerichteten Wasserreservoirs aufgefangen, um ebenso haushälterisch wieder verwendet zu werden.

Als größter Wasserlauf unseres Gebietes ist die Altmühl zu nennen. Dieselbe entspringt in den Keuperbergen der fränkischen Höhe unweit des Ursprunges der in das Rheingebiet abfließenden Rezat und Tauber und betritt bei Treuchtlingen das Juragebiet, welches nun von ihr in zahllosen Windungen und Krümmungen im äußerst trägen Laufe und mit schwachem Gefälle, das nur in großen Abständen die Anlage von Wassertriebstätten gestattet, bis zur Ermündung in die Donau bei Kelheim durchflossen wird.

Allein nicht zu jeder Zeit war ihr Lauf so ruhig, wie gegenwärtig. Bevor die Altmühl, die ihren Lauf hemmenden Kalkfelsen bei Treuchtlingen unterspült, und durchbrochen hatte, war sie zu einem mächtigen See aufgestaut, dessen Umfang heute noch sichtbar ist. Welch ungeheurere Arbeit diese Gewässer beim Durchbruch der ihrem Laufe entgegenstehenden Kalkfelsen geleistet haben, zeigen die bis 100 m tiefen Taleinschnitte.

Noch zu Karl des Großen Zeiten muß übrigens das alte Seebecken zwischen Treuchtlingen und Weißenburg sehr sumpfig gewesen sein.

Der Chronist Aventin erzählt, daß bei der Anlage der fossa Carolina welche Karl der Große zur Verbindung der Altmühl mit der Rezat bzw. der Donau und des Rheins dort zu graben befohlen hatte, in Folge des wasserüberfüllten Bodens dasjenige in der Nacht wieder in den Boden zurückgerutscht sei, was die Arbeiter am Tage aus der Tiefe des halbflüssigen Schlammes ausgestochen und zur Seite aufgeschlagen hatten.

Diese ungünstigen sumpfigen Bodenverhältnisse waren neben plötzlich aufgetreten Kriegsnachrichten schließlich auch die Ursache, daß das angefangene Werk unvollendet und in demselben Zustand liegen blieb, wie es heutzutage noch zu sehen ist.

Das anfangs bis nach Dollnstein enge Tal der Altmühl erweitert sich von da flußabwärts auffallend und plötzlich in ein ziemlich breites, dem Wasserverhältnisse der Altmühl keineswegs entsprechendes Tal mit hohen, meist kahlen, pittoresken Dolomitfelsen geziert. Die Annahme, daß man es hier mit einer alten Donautalung zu tun hat, daß also hier vor Zeiten bereits die Einmündung der Altmühl in die Donau stattfand, ist auf Grund der vorhandenen Ablagerungen diluvialer, alpiner Geschiebe - und Geröllmassen von Dollnstein abwärts, so erst neuerdings wieder beim Graben des Fundamentes für die neue Schlagbrücke bei Eichstätt unzweifelhaft bestätigt worden. Wie ein Blick auf die geologische Karte zeigt, war der Donau bei Stepperg durch die auf das jenseitige Ufer hinüberstreichenden Jurakalkberge eine Barre vorgelegt, welche sie vor deren Durchbruch gezwungen hatte, nach Norden durch das heutige nahezu wasserlose und nur von der Schutter zur Donau teilweise durchflossene, unverhältnismäßig breite und tiefeingeschnittene Wellheimertal abzufließen, was ihr keine besonderen Schwierigkeiten verursachen konnten, da der Höhenunterschied zwischen dem Donauwasserspiegel bei Steppberg und dem der Altmühl nur einige m beträgt.

Es würde also heutzutage keiner großen Anstrengungen bedürfen, um die Donau wieder in ihr altes Bett einzuleiten.

Die bedeutendsten Nebenflüsse der Altmühl innerhalb unseres Gebietes sind die Schwarzach und die Sulz, welche gleichfalls im Keupergebiet entspringend in tiefen Taleinschnitten die ihrem Lauf zur Altmühl hemmend entgegenstehenden Jurakalkschichten durchbrechen mußten.

Die erstere nimmt oberhalb Greding die Tallach und kurz vor ihrer Einmündung in die Altmühl bei Kinding die Anlauter auf. Außer dieser sind etwa noch die Schambach bei Arnsberg die Schutter, der Mörnsheimerbach, der Pfünzenbach und Birktalbach zu nennen.

Die Täler dieser Wasserläufe sind meistens mit einem prächtigen Alluvialboden versehen und werden in der Hauptsache als Wiesen mit hohem Ernterträgnissen benützt.

Zur Schiffahrt sowie zur Flößerei sind weder die Altmühl noch die gedachten Nebenflüsse innerhalb des hier in Betracht gezogenen Gebietes geeignet.

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