Glaubt man den Chronisten (z.B. Sax), so ist in älteren Schriften und Urkunden eher von Waldmeistern, Zeugknechten, Jagdstreifern, Falkonierknechten u.ä.m. zu lesen, dagegen selten von einem Forstknecht in Eichstätter Landen. Immerhin erwähnt aber ein bischöflicher Schenkungsbrief von 1429 an die Stadt Beilngries Äcker und Wiesen, die „alleweg ein bischöflicher Förster innegehabt (also wohl schon seit vielen Jahren), darum daß er das Holz behüt und gewahrt habe“.
Ein weiteres Beispiel forstlicher Ordnung beinhaltet die Wittmeßordnung für den 1312 Hektar großen Wittmeßwald vom 19.5.1550, die zwei Wittmeßmeister, die in Möckenlohe wohnen, zur Aufrechterhaltung der Ordnung im dortigen Wald bestellt. Und wenn die „Erste Aichstaedtische Forst und Holzordnung“ von der „Vörster Unfleiß“ spricht, so kann davon ausgegangen werden, dass „Forstpersonal“ schon vor 1592 eingesetzt war.
Dennoch, den Grundstein für ein organisiertes Forstwesen und damit die Forstverwaltung im Eichstätter Land legt am
23. Mai 1592
die ebengenannte „Aichstaedtische Forstund Holzordnung“; denn sie bestimmt erstmals, daß der Obristjägermeister in Eichstätt auch mit dem Amt des Obristen Forstmeister für das ganze Eichstätter Land betraut wird. Zur Unterstützung ist diesem ein Unterforstmeister beigegeben. Letzterer ist bürgerlich, ersterer immer adelıg. Beide haben den Vollzug der Forstordnung im Wege der Insepktion zu überwachen. Sie bedienen sich bei den Dienstgängen des Reitpferdes und führen einen Markheysel = der spätere Waldhamner.
Nachgeordnet sind die „Vorstknechte“ oder „Vörster“. Die Jagd darf von diesen „Vörstern“ eigenständig nicht ausgeübt werden, so z.B. auch nicht das Waidwerk auf Fuchs und Hase.
17. Jahrhundert
Zum Schutze der Wälder und zur Durchsetzung der fürstbischöflichen Holz- und Forstordnung wird das Personal der sog. „Holzförster” oder „Forstknechte“ in den Orten verstärkt.
1690
ist die oberste Leitung des bischöflichen Forst- und Jagdwesens weiter dem Obristjägermeister = Obrist Forstmeister anvertraut. Diesem nachgeordnet sind je ein Oberforstmeister für das obere Hochstift mit dem Dienstsitz Herrieden, das mittlere Hochstift mit dem Dienstsitz Eichstätt und das untere Hochstift mit dem Dienstsitz Berching.
Das Oberforstamt und Waldvogtamt Eichstätt erstreckt sich über das mittlere Hochstift mit 17 Forsteien, von denen die nachfolgenden Forsteien im heutigen Eichstätter Amtsbereich lagen bzw. noch liegen:
Archenbrunn errichtet 1690 und benannt nach dem Brünnlein zwischen Moritzbrunn und Weißenkirchen, die wohl spätere Leuchtenberg´sche Fasanerie. Dazu gehörte auch die Waldabteilung Schweizer Kreuz; so benannt -s o Leythäuser nach dem damals an diesem Waldort befindlichen Kreuze, von dem aus die Schweizer Berge erblickt werden konnten.
Adelschlag errichtet 1691 mit herrschaftlichem Haus für den Förster.
Wellheim errichtet 1700 mit herrschaftlicher Wohnung für den Förster
Sornhüll errichtet 1724 mit Haus für den Förster
Biesenhard errichtet 1730
Dollnstein errichtet 1734
Breitenfurt 1734 errichtet nebst herrschaftlichem Forsthaus
Buchenhüll 1734 errichtet mit einem Forsthaus
Rapperszell 1784 dessen Förster außer dem Dorf auf der Anhöhe ein Haus bewohnt
An der Spitze der fürstbischöflichen Forstverwaltung stehen zwei sog. „Forstinspektionsbeamte“. Die Forstinspektoren haben vor ihrem Amtsantritt beim Kameral-Departement in Karlsruhe eine zwei-jährige Ausbildung zu durchlaufen; ansonsten bleibt die fürstbischöfliche Forstorganisation im:Grundsatz unverändert.
1786
Die Ausbildung des Forstpersonals wird geregelt und dafür vom Fürstbischof Freiherr von Zehmen eine Forstschule in Eichstätt eingerichtet.
1802/1805
Das Eichstätter Land ist österreichisch. Die überkomnene forstliche Organisation bleibt im Grundsatz unverändert.
1806
Das Eichstätter Land fällt an die Krone Bayerns zurück.
1807/1809
Im Zug der Neugestaltung der allgemeinen Verwaltung wird auch das Forstwesen neu organisiert und der Grundstein für ein sog. „Revierförstersystem“ gelegt.
Dem neuen Forstamt Eichstätt nachgeordnet sind Forstreviere in Eichstätt, Breitenfurt, Schernfeld und Hofstetten. Den Revieren sind zum Teil Forstwarte beigegeben, so z.B. dem Revier Eichstätt ein Forstwart im Prielhof.
1817
Zu Anfang der herzoglich Leuchtenberg´schen Zeit gibt der ehedem könglich-bayerische Oberförster und jetzige fürstlich Leuchtenberg´sche Forstrat Reber das sog. „Revierförstersystem“ kurzfristig auf.
Er formt vorübergehend unter einem Oberforstamt Eichstätt 14 überschaubare, kleinere Reviere aus, deren Ortsstruktur mit der Forstorganisation des beginnenden 18. Jhd. ziemlich identisch ist. Neu dazu kommen u.a. die Försterstellen am Hirschparkhaus, in Möckenlohe und Haunsfeld.
1825
Nach wenigen Jahren wird das Reber´sche Experiment aufgegeben und das schon geschilderte „Revierförstersystem“ wieder in Kraft gesetzt.
1. Juli 1885
Das bisherige sog. „Revierförstersystem“ in der königl. bayer. Staatsforstverwaltung hat ausgedient. Die früheren Reviere werden in die nachfolgenden königlich bayerischen Forstämter umgewandelt: Eichstätt, Breitenfurt, Hofstetten, Schernfeld, Pappenheim, Kipfenberg, Kinding und Rapperszell.
Die Forstämter führt ein Forstmeister, der direkt der königlichen Regierung unterstellt ist, wo eine Forstabteilung eingerichtet wird. Den Forstämtern sind sog. „Schutzbezirke“ nachgeordnet.
Ein Schutzbezirk umfaßt i.d.R. 520 ha staatl. Waldfläche. Neben den Staatswaldungen obliegen den Ämtern die entgeltliche Betriebsführung i.d. Gemeinde- und Stiftungswäldern und die Aufsicht i.d. Privatwäldern.
1893
Das königl. bayer. Forstamt Eichstätt wird zum königl. bayer. Forstamt Eichstätt-Ost. Das Forstamt Breitenfurt wird zum königl. bayer. Forstamt Eichstätt-West.
Die beiden Forstämter sind in den folgenden 80 Jahren untergliedert in die nachfolgenden Forstamtsaußenstellen, Förstereien und Forstwarteien (die u.a. zwischen den Ämtern immer wieder wechseln): Buchenhüll, Rapperszell, Wachenzell, Eichstätt, Landershofen, Pietenfeld, Fasanerie, Möckenlohe, Hirschparkhaus, Obereichstätt, Breitenfurt, Dollnstein, Mörnsheim und Wellheim.
1973
Im Zuge der allgemeinen Verwaltungs- und Gebietsreform wird auch die forstliche Gebietsreform durchgeführt.
In Eichstätt wird ein staatliches bayerisches Forstamt mit Sitz am Residenzplatz ausgewiesen, das von zwei Forstbeamten des höheren Dienstes geführt und denen acht Forstbeamte des gehobenen Dienstes (Revierleiter) nachgeordnet sind in den Forstdienststellen Buchenhüll, Eichstätt, Breitenfurt (2-mal), Möckenlohe, Rapperszell und Wellheim.
Fünf Revierleiter bewirtschaften ausschließlich Staatswaldreviere, ein Revierleiter betreut und berät ausschließlich kommunale und private Wälder, 1 Revierleiter nimmt aufgrund der engen Gemenglage die Bewirtschaftungs-, Betreuungs- und Beratungsaufgaben in allen Waldbesitzarten seines Bereiches wahr, ein Revierleiter vertritt wechselweise die Reviere in Krankheits-, Urlaubsfall und u.ä..
Die Revierleiter werden in Bayern an der verwaltungsexternen Fachhochschule in Freising/Weihenstephan ausgebildet, sie bewirtschaften/betreuen zwischen 1.000 und 4.000 ha Waldfläche.
Nachsatz:
Beginnend mit den 60-iger Jahren werden die geschichtsträchtigen Forstanwesen am Frauenberg (Hirschparkhaus), in Weißenkirchen, bei der Fasanerie, in Möckenlohe, in Breitenfurt, in Dollnstein und in Wellheim in Privathände verkauft, weil diese Gebäude nicht mehr für renovierungsfähig gehalten werden. Die Forstleute ziehen in - nach Meinung des Chronisten gesichtslose Neubauten in Dorfrandsiedlungen oder schaffen sich eigenes Hauseigentum.
Die Forstfamilie mit Haus, Hof, Garten, Tieren am und im Wald ist Vergangenheit.
1. Juli 2005
Alle Staatswaldungen im hiesigen Bereich werden dem sogenannten "Forstbetrieb des öffentlichen Rechtes" Kipfenberg zugeordnet.
Die Oberaufsicht über alle Waldungen (auch Kommunal- und Privatwälder) untersteht nun dem AELF Ingolstadt mit einer forstlichen Nebenstelle in Eichstätt.
Das Gesamtwerk als PDF-Datei zum Download
GESCHICHTEN DES EICHSTÄTTER WALDES
1730 "DIE ANLAGEN"
Vom offenen Barockgarten des 18. Jahrhunderts
zum stillen Naturerlebnis der Jahrtausendwende
DIE UNIVERSITÄTS UND SCHULSTADT Eichstätt
1781 ehedem auch Sitz einer Forstschule
1785 EIN STERN FÄLLT VOM HIMMEL
oder der Meteorit von Wittmes
1817 - 1855 LETZTE GLANZLICHTER HÖFISCHER-JAGD
der Sau- oder Schweinspark, der Hirschpark,
die Fasanerie
1910 DIE AFFENTALFICHTE
oder ein Christbaum so hoch wie der Domturm
1973 NATUR PUR
das Naturwaldreservat im Beixenhart
DIE ORKANE VIVIAN UND WIEBKE
zertrümmern am 28. Februar/1. März 1990
die Wälder und die Arbeit von Waldbesitzern
und Forstleuten